Was ist systemische
Beratung und Therapie?

Wir betrachten jeden Menschen im Kontext seines Umfeldes.
Menschliches Verhalten wird in der Systemik nicht isoliert erklärt, sondern stets im Verhältnis zur (System)Umwelt gesehen. Menschliches Leiden wird, statt als pathologisch oder defizitär, als logisches Ergebnis der Anpassung an die jeweilige soziale Umwelt verstanden.
Die Klient*innen werden als Experten des eigenen Lebens verstanden, die die Ressourcen und Fähigkeiten zur individuellen Problemlösung bereits besitzen. Veränderung entsteht folgerichtig nicht durch Anleitung von außen, sondern aus dem System heraus, indem sich durch das Einnehmen neuer Perspektiven festgefahrene Muster lösen.
In den Beratungen und Therapien wird der Fokus auf die individuelle und soziale Konstruktion von Wirklichkeit gelegt. Durch die Anregung zur Konstruktion neuer Bedeutungen wird eine Veränderung des aktuellen, leidvollen Narrativs möglich.
Der lösungs- und ressourcenorientierte Ansatz der systemischen Therapie ermöglicht in der Regel einen kompakten Beratungsprozess.
„Alles was gesagt wird, wird
von einem Beobachter gesagt.“
FAQs
Hier finden Sie eine Übersicht über die am häufigsten gestellten Fragen.
Wie unterscheidet sich der systemische Ansatz von anderen Therapieformen?
Neben der analytischen Psychotherapie, der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie und der Verhaltenstherapie ist die Systemische Therapie ein seit 2020 kassenärztlich anerkanntes Therapieverfahren. In der Systemischen Therapie werden Probleme und Leiden nicht als Störung des Individuums gedeutet, sondern als Folge einer Störung im sozialen System(umfeld) der Patient*innen. Als System kann z.B. die Familie, die Schule oder das Arbeitsumfeld verstanden werden.
Da psychische Probleme in der systemischen Beratung und Therapie weniger als Pathologie des Individuums verstanden werden und mehr als dysfunktionale Lösungsversuche in einem gestörten System, verzichtet die Systemische Therapie weitgehend auf den Störungsbegriff und damit auch auf Diagnosen.
Welche Methoden kommen in der systemischen Beratung zur Anwendung?
Systemische Berater*innen und Therapeut*innen werden nicht müde zu betonen, dass systemische Beratungs- und Therapieprozesse insbesondere der systemischen Grundhaltung entspringen und Berater*innen sich damit nicht zwingend bestimmter Methoden bedienen müssen. Gleichwohl haben sich eine Vielzahl an Methoden herauskristallisiert, die es Klient*innen erleichtern, neue Perspektiven auf ihre Probleme einzunehmen. Hierbei spielt das zirkuläre Fragen eine zentrale Rolle. Wir arbeiten u.a. gerne mit dem Familienbrett, der Timeline, dem Genogramm oder machen mit unseren Klient*innen (Persönlichkeits)Teilearbeit.
Was ist das Familienbrett und wie wird damit gearbeitet?
Das Familienbrett ist eine Methode zur Darstellung von Beziehungen in (sozialen) Systemen. Das Verfahren entstand Ende der 70iger Jahre in der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie des UKE, ursprünglich mit der Absicht, die vielfältigen, gleichzeitig ablaufenden Prozesse im Verlauf einer Familientherapie sinnvoll zu dokumentieren und die Diagnostik bei sozialen Systemen zu erleichtern.
Da das Familienbrett sich für eine Vielfalt von Fragestellungen eignet, hat es heute große Anerkennung, nicht nur unter systemischen Praktiker*innen gefunden. Auf dem Familienbrett können Systeme mit Holzfiguren aufgestellt werden. Nähe und Distanzen können sichtbar, gewünschte Veränderungen spürbar werden, indem Figuren einen anderen Platz bekommen. Der Blick aus der Vogelperspektive auf das eigene System kann neue Perspektiven eröffnen und Veränderungsideen entstehen lassen.